Rückblick: Pilgerreise nach Israel

Hindernisse auf dem Weg
Ein langer Anlauf mit zwei Absagen aufgrund der Coronasituation in 2020 und 2021. Aller guten Dinge sind drei, so haben wir uns gesagt und sind es noch einmal angegangen. Wieder sorgte Corona für späte Anmeldungen. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Unsicherheiten kamen erschwerend dazu. Doch die Gruppe kam zu Stande. Noch einmal kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Islamischen Dschihad im August – doch diesmal war schnell wieder Ruhe. Gleichzeitig Chaos an den Flughäfen, Streiks beim Bodenpersonal und bei den Piloten – das volle Programm. Am Mittwoch, den 31.08., war es dann aber soweit. Mit dem Zug ging es nach Frankfurt und von dort aus nach Tel Aviv.

Wenn einer eine Reise tut…
…dann kann er was erzählen! Von inspirierenden Orten – auch wenn nicht immer sicher scheint, ob sich die biblischen Ereignisse genau hier an diesem Ort oder einfach in dieser Gegend ereignet haben.
…vom Propheten Jona in Jaffa, und dass die Orangen überhaupt nicht von dort kommen. Von Cäsarea, Haifa und Akko – wo wir den Bahai ebenso begegneten wie Elija, den Kreuzfahrern und Maria in der Kirche Stella Maris.
…er kann erzählen vom See Genezareth, an dem Jesus viele Wunder vollbrachte und den Menschen seiner Zeit begegnete. Die Bergpre-digt fand dort ebenso statt, wie nachösterliche Begegnungen
Die Jordanquellen erzählen vom blühenden Leben, das Tote Meer liegt mittlerweile tatsächlich im Sterben, wenn nicht bald etwas ge-schieht – doch noch konnten wir darin baden. Der Blick von den Go-lanhöhen macht deutlich wie nahe die Grenze ist zu Syrien und Jor-danien ist. Jesus nannte Simon „Petrus“, den Fels.
Wir waren auf dem Berg Tabor, wo Jesus auf wunderbare Weise ver-klärt erschien und auf der Festung Masada: Festung des Herodes und zugleich Symbol jüdischen Widerstandes.
Wir sind auf den Spuren Jesu ein Stück des „Jesus Trails“ gewandert: schöne Natur und müllkippenartige Verwüstungen gingen dort Hand in Hand – Realität im Heiligen Land.

Die Verkündigungskirche in Nazareth, das erste Wunder in Kana und die Ausgrabungen in Zippori: viele Eindrücke, bei beeindruckenden Temperaturen. Zwischendurch ein Bad im See – doch Abkühlung war das nicht, das Wasser hatte über 30°C.
Wir besuchten die Synagogen Safeds und bewunderten die Galerien dort ebenso, wie Ein Avdat mit seinen wunderbaren Felsen und den Ausgrabungen einer alten Siedlung der Nabatäer als Station auf der Handelsstraße.
Vorbei an Jericho und Qumran, übernachten im Kibbuz, alte Festungen und Klöster, die Straße von Jericho nach Jerusalem, wo einst ein Samariter von Räubern überfallen wurde.

Schließlich dann Jerusalem, mit seinen mächtigen Stadtmauern, über die wir gegangen sind Jerusalem mit seinen Toren, den Kirchen und Moscheen und dem Weg Jesu, der dort an vielen Stellen sichtbar wird: hinab vom Ölberg, zu dem Ort, wo heute die Grabeskirche steht: Tod und Auferstehung werden plötzlich greifbar und ergreifend spürbar.
Wir waren auf dem Tempelberg und an der Klagemauer, wir begegneten Christen, Muslimen und Juden. Wir sahen den Felsendom und die al-Aqsa Mosche und zogen durch die Viertel der Stadt und tauchten in das bunte Leben des Basars ein. Wir feierten mit Pater Jakobus in der Kreuzfahrerkapelle der Grabeskirche Eucharistie – ein Ort, an dem Touristen normalerweise nicht hinkommen.

Wir lebten wie die Könige und wurden verwöhnt mit gutem Essen – ganz besonders in EnGev am See Genezareth und im HolyLand Hotel in Jerusalem. Und wie die Könige zogen wir auch nach Betlehem und beugten unsere Knie an der Stelle, an der die Krippe gestanden haben soll, Weihnachtslieder bei 35° C und Sonnenschein. Zuvor allerdings waren wir auch in Yad Vashem – entsetzt von den vielen Zeugnissen einer grausamen Zeit.
Es waren anstrengende Tage, mit vielen Fußwegen, Treppen und Besichtigungen. Es waren Tage, in denen wir das Leben geteilt haben und Zeit war für Fragen – mitten aus dem Leben ebenso, wie über Bibel, Kirche und Glauben.

Freunde muss man haben
Jesus hatte 12 Jünger – so erzählt die Bibel. Unser Reiseführer Wajih hatte gefühlt in jeder Straße einen, ob im Norden oder Süden des Landes, im christlichen, muslimischen oder jüdischen Viertel. Dank seiner wunderbaren Art, konnten wir das Heilige Land entspannt besuchen und durften erleben, wie sich uns Türen öffneten, die eigentlich geschlossen waren.

Pilgern heißt der Weg ist wichtig
Wir waren sehr viel unterwegs. Mit unserem kleinen Bus konnten wir viel erleben und unser Fahrer Nidal chauffierte unser sicher durch das größte Chaos. Durch all die Tage begleitete uns das Benedictus am Morgen, sowie jeweils ein Gottesdienst im Laufe des Tages an einem besonderen Ort (ob Grabeskirche oder mitten in der Wüste) und zum Abschluss des Tages ein gemeinsames Abendgebet – Zeiten der Kontemplation inmitten so vieler Wahrnehmungen und Eindrücke.

Über Abu Gosh (Emmaus) ging es zurück zum Flughafen. Zeit, Ab-schied zu nehmen von einem Land, das seinen Frieden noch nicht gefunden hat. Zeit, Abschied von einem Land zu nehmen, das so viele Verheißungen in sich trägt, dass es für alle reicht – gerade so, wie bei den 5 Broten und den 2 Fischen. Abschied nehmen von Menschen, die nur darauf warten, dass sich die Verheißung erfüllt und Gott in ihrer Mitte lebt. Zeit, wieder nach Hause zu kommen, mit so vielen Eindrücken und Impressionen. Abschied nehmen von einer Gruppe, in der man sich nach kurzer Zeit schon vertraut war.

Gott sei Dank für das Geschenk dieser Reise, für den Reiseleiter und die wunderbare Gruppe und dass alles gut gehen durfte! Gott sei Dank für alle Begegnungen, Gespräche und die Eindrücke, die un-vergessen bleiben.
Andreas Freund